12 Fighter und (k)ein Happy End

Perfekter, leicht feuchter Fussballrasen, angenehme 20 Grad, entflammtes Flutlicht – wer am Mittwoch, 27.09.23, zum Auswärtsspiel der Holzbachkicker in Hausen nicht gerne auf dem Platz gestanden hätte, der sollte sich nach einer anderen Sportart umsehen.

Und dennoch war es zugleich eine riesige Herausforderung, der sich die Mannschaft aus Friedrichsthal an der Arnsbach stellen musste. Zum einen trat man dezimiert mit lediglich einem Auswechselspieler an, zum anderen waren auch einige Spieler im Kader angeschlagen und hätten besser den Arzt oder wenigstens den Physio aufsuchen müssen anstatt sich mit einem der spielstärksten Gegner im Kreis zu messen. Ein Blick in die Reihen des Gegners ließ zwar die üblichen eingespielten Figuren in der Abwehr vermissen, aber in den übrigen Mannschaftsteilen war die bekannte hohe Qualität versammelt.

Soweit die Vorgeschichte, nun zum Spiel: Nach dem Anpfiff durch Schiedsrichter Klink wogte das Spiel einige Minuten hin und her, bevor sich die Ereignisse überschlugen. Der erste gute Abschluss Hausens wurde zur Ecke geklärt und diese per wuchtigem Kopfball zum 1:0 der SOMA verwertet.

Die Holzbachkicker antworteten direkt: Oleg verwertete eine Vorlage von Bausch in seinem ersten Spiel für die Holzbachkicker zum Ausgleich. Mit offenem Visier auf beiden Seiten ging es weiter. Hausen traf einmal den Pfosten und scheiterte zweimal am wieder einmal glänzend haltenden Gästekeeper Mohr.

Die Zuschauer mussten aber nicht lange auf den nächsten Treffer warten. Nach gerade einmal zehn Minuten war es ein, in der Entstehung aus Gästesicht, unglücklicher Treffer, der Hausen wieder in Front brachte. Dreimal verpasste man im eigenen Fünfmeterraum die Gelegenheit, den Ball einfach aus der Gefahrenzone zu schlagen und lud so die Heimelf zum 2:1 förmlich ein. Zeit zum Ärgern nahmen sich die Holzbachkicker aber nicht.

Friedrichsthal kam in dieser Phase besonders über den Kampf, eroberte sich viele Bälle, blieb aber meist im Halbfeld hängen. Bausch war es dann, der bis in den Strafraum vorstieß und das Spiel ausglich – sein Abschluss zum 2:2 wurde von Martini, der sich im Mittelfeld behauptete, eingeleitet. Hausen kombinierte und zeigte sich enorm spielstark, Friedrichsthal hielt mit Kampf und Laufbereitschaft dagegen.

Bausch diesmal als Vorbereiter auf Dinges, Schuss aus der Drehung genau in den linken oberen Torwinkel. Friedrichsthal führte zum ersten Mal. In der Folge verteidigten Runge, Ochmann, Reimann und Utermöller in neuformierter Viererkette sowie Martini und Althen auf ungewohnter Sechserposition zahlreiche Angriffe erfolgreich weg.

Mit ihrer hohen Spielqualität zog Hausen Friedrichsthal jedoch auch ein ums andere Mal auseinander um dann durch die entstandenen Räume in der Mitte gefährlich vor Mohr aufzutauchen. Dieser zeigte erneut mehrere hervorragende Paraden, war bei einem sehr platzierten Schuss aus zehn Metern jedoch chancenlos – 3:3.

Ohne Pause ging es weiter hin und her. Oleg über Bausch zu Dinges und der mit dem Abschluss von der Strafraumgrenze zum 4:3 – wieder führte der Gast. Bereits sieben Tore und immer noch nicht Halbzeit. Schon war Hausen wieder im Angriff und bekam einen Freistoß etwa 25 Meter zentral vor dem Tor zugesprochen.

Als ob das Spiel nicht schon genug Höhepunkte zu bieten gehabt hätte, konnte der Schütze diesen direkt im langen Eck unterbringen und damit ein sehenswertes 4:4 erzielen. Acht Tore zur Pause? Reichte immer noch nicht. Dinges schickt Bausch auf die Reise, der es vorm Tor zwar kurz spannend machte, im zweiten Versuch jedoch zum 5:4 einschieben konnte. Nun endlich war Pause und die Fighter führten bis hierher im Ergebnis gegen die Techniker.

Die zweite Halbzeit sollte dieses turbulente Spiel jedoch ändern und in die erwarteten Bahnen lenken. Friedrichsthal konnte nach Wiederanpfiff Hausens Spielaufbau immer weniger stören und geriet mehr und mehr unter Druck. Zwar entschied man noch viele Zweikämpfe für sich, konnte aber kaum noch mit dem Ballbesitz etwas anfangen oder diesen länger behaupten.

Die eingangs erwähnte dünne Besetzung sowie die Verfassung der angeschlagenen Spieler forderten jetzt deutlich Tribut. Folgerichtig kombinierten sich die Männer aus dem Stadtteil Neu-Anspachs zu Chance um Chance. Spektakuläre Rettungstaten u.a. von Martini, Ochmann, Runge und natürlich Schlussmann Mohr verhinderten mehr als die in dieser Phase entstandenen Tore zum 5:5 und 6:5.

Hausen wendete das Spiel zu seinen Gunsten und wäre der Ball bei diesem Spielstand nicht an den Pfosten sondern ins Tor gesprungen, vielleicht wäre es schon die Entscheidung gewesen. So aber bäumte sich Friedrichsthal noch einmal mit spürbar letzter Kraft auf. Wenn noch etwas möglich war, dann nur über Konter. Tatsächlich gelang ein solcher zehn Minuten vor dem Ende und Bausch konnte diesen mit dem 6:6 abschließen.

Für die Holzbachkicker wäre dieses Unentschieden ein schöner Erfolg und der Lohn für die Starke Auswärtsleistung. Die Heimelf war jedoch keineswegs zufrieden und brachte auch kurz vor Schluss weiter ihre hohe Qualität auf den Platz. Wie so oft an diesem Abend kombinierten sie sich in den Strafraum der Gäste und gewannen dort im Gewühl die Oberhand. Durch zahlreiche Beine fand der Ball den Weg über die Linie. Es war das 7:6 für den Favoriten nur wenige Minuten vor dem Ende.

Doch dieses Spiel wollte noch ein weiteres Kapitel. Verletzungsbedingt – bei Ochmann ging es nicht mehr weiter – mussten die Holzbachkicker für die Nachspielzeit noch einmal komplett umstellen und die Viererkette auflösen. Zur Überraschung aller gehörten dann diese restlichen Minuten völlig Friedrichsthal. Drei Abschlüsse und ein Eckball hätte für die HBK beinahe doch noch das glückliche Ende, das Happy End, gebracht. Doch der Ball wollte nicht zum vierzehnten Mal an diesem Abend über die Linie und als Dinges nach herrlicher Flanke von Althen der Ball in aussichtsreicher Position von der Brust in die Arme des Heimtorwartes sprang, pfiff Klink diese ereignisreiche Partie ab.

Hausen gewinnt aufgrund höherer spielerischer Qualität und einer weitestgehend dominanten zweiten Hälfte verdient gegen angeschlagene Gäste. Die Holzbachkicker hielten mit viel Kampfwillen dagegen, zeigten zudem besonders in der ersten Hälfte sehenswerte spielerische Elemente und eine hohe Effektivität im Abschluss. Obwohl die Partie letztlich verloren wurde, hatte man in dieser jedoch viele positive Elemente auf den Platz gebracht und war zudem mit einem sehr geschlossenen Mannschaftsbild aufgetreten.

Zu Recht waren die erschöpften Friedrichsthaler am Ende auch ohne Happy End zufrieden. Die dritte Halbzeit am Grill ging jedenfalls ohne Zweifel an die Gäste, die teilweise erst lange nach dem letzten Hausener Spieler den Heimweg antraten.

Die Mannschaft: Mohr, Ochmann, Reimann, Utermöller, Runge, Martini, Althen, Oleg(1), Seidel, Sommer, Dinges(2), Bausch(3)